Themen in der Psychologischen Online Beratung

Ich entscheide mich ganz bewußt dafür, diesen Blogbeitrag etwas unkonventionell zu gestalten, da es so spannender und interessanter für dich als Leser /Leserin wird. Es ist eine Ansammlung kleiner "Geschichten", die viel preisgeben von meiner Sichtweise und Arbeitsweise in der psychologischen Beratung.

Ich werde nie vergessen wie meine allererste Begegnung mit der Psychosomatik aussah.
Ich war 22 Jahre alt, in der Ausbildung zur Krankenschwester und war auf eigenen Wunsch ein halbes Jahr in einer Psychosomatischen Abteilung eingeteilt worden. Ich hatte nur Vorerfahrungen in der Inneren Medizin, wo hauptsächlich mit Medikamenten gegen die Beschwerden des Patienten vorgegangen wurde.

Mein erster Tag sah so aus , dass ich einen Patienten zugeteilt bekam, für den ich Bezugsperson sein sollte. Es war ein Mann Mitte 50, ich betrat sein Zimmer nachdem er die Klingel gedrückt hatte und er lag sich windend und mit seinen Händen die Herzgegend festhaltend in seinem Bett. Er schrie „Mein Herz tut mir so weh“.

Ich rannte so schnell ich konnte ins Schwesternzimmer und suchte panisch das Nitro-Spray, fand aber keins. Eine Schwester, die mich das Medikament suchen sah, nahm meine Hand sagte: „Tief durchatmen Hildegard, jetzt zeige ich dir was Psychosomatik ist, denn Peter hat keine pathologischen Herzbefunde.“

Ich folgte der Schwester ins Zimmer, wo Peter immer noch schmerzverzerrt im Bett lag. Sie nahm sich einen Stuhl, rückte ihn ans Bett und nahm die Hand des Patienten und strich sanft über sie und sagte: „Peter, was schmerzt dich in deinem Leben so sehr, das du es sogar mit dem Herzen spüren kannst?“

Fortan wusste ich welche Macht die Psychosomatik hat und wie eindrücklich sie sich auf der Körperebene zeigt. Und das Fragen und Zuwendung Therapie sind und nicht in erster Linie Medikamente.

Heute habe ich Klienten, die zwar gesund sind, aber verschiedenen körperliche Beschwerden haben und ich mache es genau wie die Schwester vor 37 Jahren. Ich ergründe mit Hilfe von Fragen die Sprache des Symptoms und suche mit dem Klienten, die wahre Ursache der Beschwerden auf der Psychoebene. Und da schauen wir dann genau hin, was sich ändern muss, dass die Beschwerden sich bessern oder gar aufhören.

Wir alle haben Ängste: vor Krankheit, Tod und manchmal nur vor Spinnen.

Wer schon einmal eine ausgemachte Panikattacke hinter sich gebracht hat, weiß welch innere Not man durchleidet. Das Gefühl jetzt sterben zu müssen (oder mindestens ohnmächtig zu werden) dominiert, ohne Unterschiede, ob der Betroffene vorher furchtlos gelebt hat, oder immer schon etwas ängstlich war.

Angststörungen zeigen ☝️ immer an, dass sich bei demjenigen, der sie hat, etwas verändern sollte. Die Ängste sind meist so eindringlich, dass sie selbst den standhaftesten Menschen in eine Arbeitsunfähigkeit zwingen. Das ganze System sagt:👉 „Stop, so geht es nicht weiter!“ Und wenn man dann noch nicht innehält und hinschaut, kommt noch die Angst vor der Angst hinzu.

Meine Arbeit beginnt mit einem genauen anschauen, wie mein Gegenüber lebt und denkt und handelt und wie er sich dabei fühlt. Und ganz oft landen wir zügig bei dem Punkt, wo es hakt: dem Auslöser und kennt man den, ist der nächste Schritt hinzuschauen, was sich ändern muss, oder was gelebt werden will.

Ich habe irgendwann im Laufe meiner 15 jährigen therapeutisch-beraterischen Tätigkeit den Begriff „ungelebtes Leben“ geprägt im Zusammenhang mit meiner Arbeit mit Menschen, die Ängste haben. Da sich eine Angstattacke so anfühlt als müsse man sterben, ist es naheliegend, dass derjenige nicht sterben will, zumindest jetzt noch nicht. Und warum? Weil er leben möchte, und bestimmte Dinge noch erleben möchte.

Deshalb konzentriere ich mich darauf mit meinem Gegenüber dessen ungelebte Träume und Wünsche freizulegen. Wunderbar dann zu sehen, was sich dann zeigt.
Und die Angst verringert sich in dem Maße, wie der Betroffene Entscheidungen trifft, die ihm wirklich guttun.

Ich bin keine Verhaltenstherapeutin, ich arbeite anders, ich suche nach der Botschaft hinter der Angst.

Wir alle erfahren Ungerechtigkeiten, manche Menschen schon von Geburt an:
👉in Beziehungen
👉 in beruflichem Kontext, oder in der Schule/Ausbildung
👉in Bezug auf körperliche Einschränkungen
👉 in Bezug auf monetäre Möglichkeiten
👉in Freundschaften
👉 in der Familie

Nur um einige Beispiele zu nennen. Wir haben in solchen Situationen zwei Möglichkeiten:

❓Sich als Opfer von Anderen, oder den doofen Umständen zu fühlen.

❓Sich alles, was einem „passiert“ genau anzuschauen und zu überlegen:
Was hat das mit mir zu tun?
Welche Lernaufgabe steckt für mich dahinter?

😔Im Opferdenken verharren bedeutet: „Ich armes Wesen habe immer Pech und alle sind bös zu mir. Ich werde niemals Glück haben!“
So bin ich passiv leidend. In meinen Augen die Höchststrafe

🤗Das Opferdenken zu verlassen und sich aktiv mit allen Konflikten und auch Unwägbarkeiten zu beschäftigen, dann eine Position zu beziehen und zu überlegen, wie gehe ich damit jetzt um, wäre eine Alternative.
Dann bin ich selbst handelnd, kann Einfluss nehmen! Dann bin ich KEIN Opfer!

Menschen die denken, sie seien ein Opfer, machen sich selbst zum Opfer mit ihrer Passivität und dem Erdulden von vielen Dingen.
Ja es ist nicht leicht, denn manchmal kommt es „dicke“, dann stellt das Leben einen vor eine absolute Ausnahmesituation.

Selber aktiv, sich jeder Herausforderung zu stellen und eine Verbesserung in welcher Hinsicht auch immer zu erwirken, ist manchmal anstrengend und Kräftezehrend. Aber es hat das Potential, einen stärker und widerstandsfähiger zu machen, weil man so merkt, wie stark man ist und dass man für sich selbst immer etwas Gutes tun kann. 💪

„Nun ist es aber gut, jetzt könntest du aber langsam mal anfangen wieder positiv zu denken!“
Diese Sätze haben sie alle schon gehört - gutgemeint, aber für tief traurige Menschen sehr, sehr frustrierend.

Es ist für viele betroffene Menschen genau so unmöglich einfach positiv zu denken, wie wenn man von einer Raupe verlangen würde, unmittelbar zum Schmetterling zu werden, ohne die Kokon-Phase dazwischen.

Der Körper, die Seele und der Geist von Menschen, die sich zurückziehen in sich selbst, reagieren meist auf etwas, was sie nicht gut verarbeiten können, oder konnten, oder vielleicht für unabänderlich halten und ausharren. Oft haben sie ungute, oder gar traumatischen Dinge erlebt. Aber auch das Ausharren über Jahrzehnte in einem Beruf, der nicht zu einem passt, oder in einer Beziehung zu bleiben, wo man nicht gut behandelt wird, kann depressiv machen.

Kann, nicht muss! Nicht jeder Mensch der Schlimmes erlebt hat, wird depressiv, wenn er beispielsweise eine gute Widerstandsfähigkeit hat.

Aber viele Menschen haben sie nicht, diese Resilienz und können nicht alles wegstecken, sondern gehen wie die Raupe in den Kokon und ziehen sich in sich selbst zurück.

In der Beratung von tief traurigen Menschen geht es bei mir viel darum, zu erfassen, was die Betroffenen erlebt, erduldet haben, oder welche Konflikte sie nicht klären konnten und wo sie sich nicht durchsetzen konnten. Geduld und das aushalten können von hartnäckiger Traurigkeit ist von mir als Beraterin gefragt, denn depressive Verstimmungen gehen nicht von heute auf morgen weg. Und die Betroffenen berichten immer wieder, dass ihr Umfeld nicht versteht, warum das so lange dauert mit der Traurigkeit und das Verständnis für sie nimmt mit jedem Tag ab.

Und so gehe ich geduldig mit meinen Klienten durch die Kokonzeit hindurch, bis sie bereit sind für die „Geburt“ des Schmetterlings.

Emotionale Schmerzen erleiden wir ganz grob gesagt bei Verlusterlebnissen. Diese können sehr unterschiedlicher Art sein. Hier sind einige Beispiele:

👉Wir verlieren einen wichtigen Menschen durch Tod oder Trennung.

👉Wir werden bitter enttäuscht und können das schlecht verarbeiten.

👉Wir sind in einer Beziehung, die uns nicht gut tut, weil dort Demütigung, Kleinmachen, körperliche oder psychische Gewalt zur Tagesordnung gehört.

👉Wir verlieren unsere körperliche Unversehrtheit durch eine Erkrankung oder einen Unfall und müssen mit Einschränkungen leben.

All diesen Beispielen ist eines gemeinsam: unser ganzes System wird belastet durch die Veränderung, den Kummer und die Belastungen, denen dann jeder Betroffene ausgesetzt ist.
Die meisten Menschen, mit denen ich online arbeite, reden sich zunächst einmal den Schmerz, den sie zeitweise auch schon länger aushalten, von der Seele . Dann gehen wir gemeinsam in die Tiefe und schauen danach, was jetzt der erste Schritt wäre, um wieder mehr in das eigene persönliche Gleichgewicht zu kommen.

Viele Menschen spüren deutlich, dass in Ihrem Leben irgendetwas nicht (mehr) passt:
👉die berufliche Tätigkeit
👉der Betrieb, in dem sie arbeiten
👉die Partnerschaft in der sie sind
👉die oberflächliche Beziehung zu sogenannten „Freunden“
👉die Einstellung zu sich selbst und der eigenen Lebensweise.

Und doch ändern sie nichts! Warum eigentlich❓

Veränderungen werden erst möglich, wenn wir Komfortzonen verlassen, vermeintliche Sicherheiten aufgeben, Neues in unser Leben hineinlassen. Und manchmal bedeutet es auch, sich bei anderen Menschen „unbeliebt“ zu machen, weil wir das für sie einschätzbare Feld des Angepasst seins und des Stillseins verlassen. Reibungsflächen entstehen und plötzlich können wir deutlich erkennen, wen wir in jedem Fall weiterhin an unserer Seite lassen sollten und wen auf keinen Fall.

Wird Weiterentwicklung, Veränderung und Wachstum begrüßt, bewegst du dich in einem gesunden dich fördernden Umfeld.
Erntest du Kritik für dein neues Verhalten, oder für deine neuen Entscheidungen, solltest du vorsichtig sein, ob es jemand ist der deine Entscheidung nur gut gemeint hinterfragen möchte , oder ob es jemand ist, der dich manipulieren will, damit du ihm selber weiter dienlich bleibst.


Wut kennen wir von klein auf. Man denke an die Kinder, die sich an den „Quengelregalen“ vor den Supermaktkassen weinend und schreiend auf den Boden werfen, wenn ihnen ihr Wunsch verwehrt wird. Wir Erwachsene schauen manchmal belustigt zu. Da ist Wut etwas „normales“ - fast zu erwartendes- wir haben sogar eine Bezeichnung für diese vermehrten kindlichen Ausbrüche kreiert: Trotzphase.

Sind wir erwachsen, ist das mit dem im außen sichtbar wütend reagieren nicht mehr so niedlich. Wut ist ein Gefühl, dass von vielen Menschen abgelehnt und unterdrückt wird. Dabei ist Wut nur eine laut oder sichtbar werdende Enttäuschung und Traurigkeit. Wird sie unterdrückt, geht sie nach innen und richtet in der Psyche so einiges an.

Vor vielen Jahren hatte ich eine depressive Klientin, die schon jenseits der 40 war und immer noch unter der Bevormundung und der Kritik ihrer Mutter litt. Von ihr hörte ich zum ersten Mal den Begriff: „Die Faust in der Tasche machen“. Wie ist es wohl, wenn man die Faust eigentlich für etwas anderes nutzen will in der Wut und Enttäuschung, als sie in der Tasche zu verstecken? Ich fragte sie, was denn passieren würde, wenn sie nicht mehr die Faust in der Tasche machen würde, sondern laut äußern würde, was sie fühle. Sie erschrak schon bei der Vorstellung eines solchen Szenarios. Wir gingen gemeinsam eine ganze Zeit, sie wählte zunächst den Umweg über die bewußte Distanzierung und den Rückzug, um Kraft zu sammeln für jenen Tag, wo sie ihrer Mutter zum ersten Mal Paroli bot. Es war ein Fest: In der Folgestunde stand sie lächelt mit zwei Stück Kuchen für uns beide vor meiner Praxistür.

Wut ist keineswegs ein negatives Gefühl, es hat eine hohe Macherenergie. Wut will wahrgenommen werden. Wenn sie kommt, empfehle ich tief durchzuatmen und sagen: „Puh, da bist du ja, hilf mir herauszufinden, worum es wirklich geht!“ Wut hilft dabei den eigenen Grenzen, den eigenen Traurigkeiten, der eigenen Enttäuschung eine Stimme zu geben. Dafür ist ein durchatmen wichtig, um sich bewußt zu werden, was grad passiert und wichtig ist. Um dann ins Handeln zu kommen, nicht kopflos und hitzig, sondern klar und authentisch.


So  das sind einige Beispiele zu Themen mit denen ich als Psychologische Beraterin konfrontiert werde. Ich freue mich über Kommentare und auch über Vorschläge zu welchen Themen ihr euch weitere Blogbeiträge wünscht.


Selbstverständlich könnt ihr mir auch Vorschläge über das Kontaktformular oder über meine E-Mailadresse kremer-coaching@web.de

schicken.


Herzlichst 

Hildegard

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Über den Autor Hildegard

Hildegard Kremer ist Coach und psychologische Beraterin für Menschen in Krisen. Sie entwickelte das Kintsugi-Coaching, das entstanden ist aus ihrer Idee, sich die Philosophie des japanischen Kintsugi- Verfahrens zunutze zu machen im Coaching. Zerbrechen-Zusammenfügen-Vergolden der Bruchstellen sind die Elemente mit denen sie arbeitet. Außerdem bietet sie psychologische Beratung an zu vielen Problemstellungen.

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